
Nach drei Jahrzehnten hat 2G Energy aus dem westfälischen Heek seine Führungsstruktur neu aufgestellt. Gründer und langjähriger
CEO Christian Grotholt übergab im Juni die operative Leitung an Pablo Hofelich und wechselte zum 1. August 2025 in den Aufsichtsrat.
Hofelich kam im September 2024 zum Unternehmen und verantwortete zunächst den Vertrieb als Chief Sales Officer. In seiner
Rolle als CEO will er das „Produktportfolio sowie die außerordentliche unternehmerische Firmenkultur“ weiterentwickeln.
Im Gespräch mit E&M betont Hofelich die Bedeutung einer geordneten Übergabe: „Uns war eine möglichst intensive Übergangsphase wichtig. Das ist
gelungen.“ Durch die Trennung von operativer Spitze und Aufsicht sollen Verantwortlichkeiten klar verteilt und die Unternehmensführung
auf internationales Wachstum ausgerichtet werden. Einen „radikalen Wechsel“ werde es aber nicht geben. Und doch will der neue
Vorstandsvorsitzende das Unternehmen 2G Energy strategischer positionieren.
Der Wechsel an der Unternehmensspitze war langfristig geplant. Christian Grotholt hatte frühzeitig angekündigt, sich auf seine
Rolle im Aufsichtsrat konzentrieren zu wollen, um seine Erfahrung und sein Netzwerk weiterhin einzubringen. Wobei auch der
Nachfolger ein gutes Netzwerk mitbringt: Pablo Hofelich war zuvor bei Thyssenkrupp. Dort war er zuletzt als CEO der Business
Unit Polysius tätig und verantwortlich für bis zu 800 Millionen Euro Umsatz und 4.000 Mitarbeitende. Er bringt mehr als 20
Jahre Erfahrung mit − von Hitachi Europe, dem Beratungshaus „PriceWaterhouseCoopers“ (PwC) sowie ABB. Seine berufliche Laufbahn
beschreibt er als konstant „im Umfeld der Dekarbonisierung sowie des Maschinen- und Anlagenbaus“.
Zur neuen Struktur gehört auch ein kleinerer Vorstand. Seit August 2025 ist der Vorstand der 2G Energy AG dreiköpfig. Neben
Hofelich als CEO bleibt Frank Grewe als Chief Technology Officer (CTO) im Amt und übernimmt zusätzlich die Bereiche Produktion
und Beschaffung. Friedrich Pehle wird weiterhin die Funktion des Chief Financial Officer (CFO) ausüben. Der bisherige COO,
Ludger Holtkamp, verließ den Vorstand im Juli auf eigenen Wunsch. Bereits im Vorfeld hatte er den Aufsichtsrat über seine
Entscheidung informiert, aus persönlichen Gründen keine weitere Vertragsverlängerung anzustreben. Allerdings wird er dem Unternehmen
weiterhin beratend zur Seite stehen.
Zweistellige Wachstumsziele und neue Märkte
Was Hofelich an dem Mittelständler beeindruckt, ist, „dass wir als Team schnell agieren können“. Vorausschauend betrachtet
werde das in diesen volatilen Märkten, auf denen 2G agiert, immer wichtiger. Hofelich: „Entscheidungsgeschwindigkeit ist extrem
wichtig für den Erfolg.“ Denn die Energiemärkte verändern sich grundlegend. Hofelich verweist auf volatile Erzeugung, steigende
Nachfrage durch Rechenzentren, Elektromobilität und Wärmeversorgung. 2G wolle diesen Wandel mit dezentralen, schnellen und
digitalen Lösungen mitgestalten. „Das spielt in unsere Richtung“, so Hofelich. Die neue Führung strebt ein jährliches Umsatzwachstum
von rund 10 Prozent an. „Unser gemeinsames Ziel ist es, uns in allen Märkten, in denen wir unterwegs sind, unter den Top-3-Wettbewerbern
zu etablieren.“
Wichtiger Teil der Wachstumsstrategie ist die weitere Diversifikation im Produktportfolio. Über die KWK hinaus will 2G Energy
auch als Hersteller von Wärmepumpen − sowohl als Stand-alone-Lösung sowie als Systemanbieter − wahrgenommen werden. Die stärkere
Internationalisierung helfe, schwächelnde Märkte wie zuletzt in Deutschland abzufedern. Die 2G-Produktpalette mit Kraft-Wärme-Kopplung
und Großwärmepumpen sei in einem Umfeld wachsender Netzbelastungen zunehmend gefragt.

Quelle: 2G Energy AG
Mit Blick auf Lastspitzen bringt 2G in diesem Jahr unter anderem ein neues Demand-Response-Aggregat auf den Markt, das zunächst
in den USA eingeführt wird. Es liefert bis zu 650 kW und soll in Stadtwerken und Industrie zur Netzstabilisierung und Lastspitzenabdeckung
beitragen. Parallel investiert 2G in Digitalisierung und KI. Gemeinsam mit der RWTH Aachen entwickelt das Unternehmen zum
Beispiel das System „2G Conductor“, das lokale Energieanlagen anhand von Wetterdaten und Strompreisen dynamisch steuert. Ziel
ist ein automatisierter, wirtschaftlicher und dekarbonisierter Betrieb.
Im Servicebereich löst 2G nach eigenen Angaben über 70 Prozent der Kundenprobleme inzwischen remote. Die Anlagenverfügbarkeit
der gesamten Flotte weltweit liege bei über 95 Prozent. In einem Markt mit steigendem Konsolidierungsdruck sieht Hofelich
hier einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil: „Wir wollen ein durchgängig globales Unternehmen werden und uns damit auch geografisch
weiter diversifizieren.“
Auch Zukäufe insbesondere im Bereich Service sollen gezielt ergänzt werden. „Wir schauen selektiv auf M&A − mit klarem Fokus
auf strategische Passung“, betont Hofelich. Der Service bleibe ein Wachstumsfeld, werde aber künftig stärker mit der Gesamtstrategie
verzahnt. „Die Ur-DNA der Firma ist Service“, sagt Hofelich. An diesem Erfolgsrezept werde man festhalten − mit Fokus auf
Effizienz, Digitalangeboten und internationalem Ausbau.
Neuer Geschäftsbereich für Rechenzentren
Zudem hat das Team aus Heek in den vergangenen Monaten einen neuen Geschäftsbereich geschaffen und will damit seine Marktposition
im Segment der Rechenzentren stärken. Über den Geschäftsbereich Data Center Solutions sollen künftig Standardlösungen für
das Data-Center-Umfeld angeboten werden. Erste Projekte seien bereits erfolgreich umgesetzt worden. „Der Bedarf an ausfallsicherer,
effizienter und nachhaltiger Energieversorgung in Rechenzentren nimmt rasant zu“, sagt Hofelich. „Mit unserer technischen
Expertise, skalierbaren Lösungen und nun auch einer spezialisierten Organisationseinheit sind wir optimal aufgestellt, um
diesem Bedarf gerecht zu werden.“
Auch im Bereich Wasserstoff sieht 2G weiter Potenzial. H2-ready-KWK-Anlagen könnten mittelfristig systemdienlich zur Strom-
und Wärmeversorgung beitragen − insbesondere bei Reservekraftwerken und Umspannstationen. Das Unternehmen nimmt laut Hofelich
an Projektentwicklungen für Peaker- und Reservekraftwerke teil und erwartet, dass mittelfristig mehr mittelgroße H2-fähige
Anlagen realisiert werden.
Das Wärmepumpengeschäft laufe ebenfalls, so wie man sich das in der Phase der Markteinführung vorstelle. Hier sei die Nachfrage
weiterhin industriegetrieben.
Während 2G im Ausland weiter wachsen konnte, sank allerdings der Inlandsumsatz. Der Auslandsanteil beim Neuanlagengeschäft
lag erstmals im vergangenen Jahr bei über 50 Prozent. Das Ebit stieg um 21 Prozent auf rund 33 Millionen Euro.
„Deutschland war in den vergangenen zwei Jahren deutlich unterrepräsentiert“, fügt Hofelich hinzu. Allerdings ziehe in mehreren
Segmenten die Nachfrage wieder an. Dies seien etwa die Betreiber von Biogas-BHKW, die nun − aufgrund des beschlossenen Biomassepakts
vom Frühjahr − eine systemdienliche Überbauung ihrer Anlagen angehen wollen. Doch noch ist die Umsetzung nicht gesichert:
Die beihilferechtliche Genehmigung des Pakets durch die EU-Kommission steht weiterhin aus. Diese Verzögerung sorgt in der
Branche für erhebliche Planungsunsicherheit.
„Wir sehen, dass viele Betreiber und Projektentwickler in den Startlöchern stehen − doch ohne verbindlichen EU-Bescheid fehlen
Investitionssicherheit und Finanzierungsgrundlage“, betont Hofelich. Eine zügige Klärung sei dringend erforderlich, um die
angestrebte Transformation im Wärmesektor nicht ins Stocken geraten zu lassen. Ebenso entscheidend sei eine zeitnahe Novellierung
des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes, wie sie auch im Koalitionsvertrag angekündigt wurde.
Ein weiterer Hemmschuh bei der Umsetzung vieler Vorhaben − insbesondere solcher mit langfristigen Miet- oder Contractingmodellen
− ist nach wie vor das Fehlen einer funktionierenden europäischen Kapitalmarktunion. „Gerade bei Mietlösungen oder serviceintensiven
Geschäftsmodellen, wie sie auch bei uns an Bedeutung gewinnen, stoßen Projektentwickler und Anbieter in Europa an ihre Grenzen“,
so Hofelich. Während in anderen Weltregionen Projektfinanzierungen flexibler und schneller erfolgen könnten, fehlten in der
EU einheitliche Regeln und standardisierte Instrumente. „Wenn wir wettbewerbsfähig bleiben wollen, brauchen wir neben Technologieoffenheit
auch moderne Finanzierungsstrukturen auf europäischer Ebene.“
In Deutschland rechnet 2G nichtsdestotrotz weiterhin mit einer technologieoffeneren Energiepolitik der jetzigen Bundesregierung
− auch aus haushaltspolitischen Gründen. Biogas, Wasserstoff und H2-ready-Kraftwerke sollen zentrale Rollen spielen. „Wir
gehen davon aus, dass das H2-Kernnetz weiter wächst, um Erdgas mittelfristig durch blauen und grünen Wasserstoff zu ersetzen“,
sagt Hofelich. „Gleichzeitig haben wir Investitionen wie die Erweiterung der Produktionskapazitäten am Standort Heek, mögliche
Akquisitionen im Service und weitere Partnerschaften vorbereitet.“
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Mittwoch, 20.08.2025, 08:16 Uhr